Beim Schwimmen oder am Strand trage ich nie ein Oberteil. Warum auch? Männer tragen auch selten eins und da gibt es mehr zu sehen, als bei mir. Zumindest Nippel. Und mein Oberkörper ist sicher attraktiver, als so manche Männerbrust. Allerdings muss man auch sagen, dass topless auf den meisten Stränden Europas erlaubt ist. Schwerer ist das natürlich in den prüden USA oder in islamischen Staaten (auch witzig, wenn man sieht, wie sehr sich die USA und die islamische Welt in bestimmten Punkten immer mehr angleichen). Des weiteren schnürt ein enges Oberteil die Narben immer ein – das ist nicht wirklich angenehm.
Sicher, die eine oder andere Kinnlade fällt runter, ich werde angestarrt, vor allem hier in der spanischen Provinz. Ich merke auch, dass manche nicht viel mit den Narben anfangen können. Der eine oder andere scheint zu denken, dass ich eine neue Kategorie der Gendervielfalt bin.
Ich denke zwar immer, dass das doch jeder wissen muss, denn schliesslich ist fast jeder persönlich oder im Familienkrebs konfrontiert. Ich habe aber nicht bedacht, dass das Thema dann doch in solch ländlichen Gebieten anscheinend nicht offen behandelt wird. Und dan auch noch eine Doppelmastektomie. Doch warum sollte ich mich verstecken, wenn die ein Problem mit meinen Narben haben?
Das ist auch der Grund, weshalb ich hier seit 2009 Fotos von mir poste: das Fototagebuch während OP’s, Chemotherapie und Heilung, die diversen Amazonen-Shootings mit mir und anderen und mich – ganz normal, wie in diesem Album – oben ohne an Stränden u.ä. in Europa. Ich möchte Brustkrebsnarben einfach normalisieren, denn sie sind normal. Es gibt extrem viele Menschen, die das noch nicht kenne aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Menschen lernwillig und guten Herzens sind.
Ich mochte die Bezeichnung „Aktivistin“ zwar nie, aber in diesem Fall bin ich das wohl. Mein normaler Umgang mit den Narben wirkt in zwei Richtungen: direkt am Strand und durch die Veröffentlichung der Fotos.
Seit 2009 konnte ich dadurch Diskussionen zum Thema Brustkrebs sichtbar öffnen.
Übrigens: aus der oben ohne in Freibädern-Diskussion bin ich fein raus. Ich konnte das schon lange.
Und selbstverständlich dürft ihr die Fotos und Beiträge teilen. Dafür sind sie da.
Und – ich bin keine Ärztin – aber für Hilfesuchende bin ich weiterhin, wie in den letzten Jahren, jederzeit zu erreichen.
Vielleicht gibt es ja noch mehr Frauen, die ihre Mastektomie Narbe zeigen wollen, um anderen Frauen Mut zu machen.
Hat jemand eine Idee für einen Hashtag?