Suche
Close this search box.
Frau TV – Beitrag mit Hendrick und mir sorgt für Aufregung

DATUM

Frau TV – Beitrag mit Hendrick und mir sorgt für Aufregung

Frau TV hat wieder einmal einen wunderschönen Beitrag über Hendrick und mich veröffentlicht. Das Thema hier ist „Sexualität und Krebs“.

Es gibt allerdings viel Aufregung über ein Detail, das ich darin angesprochen habe.

Aber erst mal die Fakten. Nach meiner Krebserkrankung litt ich ungefähr zehn Jahre lang unter dem Verlust meiner Libido, eine Folge der nötigen Eierstockentnahme. Meine Scheide hatte sich verengt und war absolut trocken. Vergleicht man diesen Zustand mit dem beim Mann und fasst es zusammen, könnte man es so ausdrücken: „Sie kriegt keinen mehr hoch und nichts hilft“. Leider ist dieser Vergleich in den Köpfen der Menschen noch nicht angekommen. Man murmelt etwas von „Mit Gleitgel geht das doch“ oder so – aber nein, das geht leider auch nicht. Und glaubt mir, wir haben wirklich alles probiert, was so geht und ohne Hormone ist, denn diese darf ich nicht anwenden.

Vor der Erkrankung waren wir ein hocherotisches Liebespaar. Und dann plötzlich das. Vor der Entnahme meiner Eierstöcke sagte mir mein Arzt, dass es eventuell zu Libidoverlust kommen könnte. Da hab ich mir noch gedacht: „Na klar. Ich. Libidoverlust, hihihi“. Auch ich war der Meinung, dass sowas eher ein psychisches Ding wäre. Die ersten Jahren habe ich dann aber gar nichts mehr verstanden. Es dauerte ewig, bis ich mir klar wurde, dass es sich um ein rein körperliches Problem handelte. Erst dann konnte ich mich Hendrick anvertrauen. Auch er benötigte natürlich Zeit, um das zu verarbeiten. Wir spielten dann auch lange auf Zeit in der Hoffnung, dass sich bald was ändert. Aber nichts passierte. Um mir und ihm den Druck zu nehmen, habe ich ihm dann nach ca. acht Jahren den Vorschlag gemacht, doch mal hier und da zu Prostituierten zu gehen. Das hat tatsächlich geholfen. Es hat uns beide entspannt. Und kurze Zeit später ging es auch bei mir wieder los.

Über diesen Vorschlag habe ich nun also offen im Interview mit Frau TV gesprochen. Leider habe ich dabei die saloppe Bezeichnung „Damen von der Straße“ benutzt. Ich wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass jemand das falsch interpretieren würde. Aber, die Reaktionen: Hendrick wird an den Pranger und ich als armes Dummchen dargestellt. Verstehen die Frauen denn gar nicht, worum es geht? Zehn Jahre Verzweiflung. Ich habe für uns eine Lösung gefunden. Aber die Frauenwelt regt sich auf, weil es nicht in ihr Weltbild passt? Da kommen tatsächlich Aussagen über vergewaltigte Prostituierte, Zwangsprostitution, Freier, Geschlechtskrankheiten, Egotyp, Patriarchat blablabla. Wissen diese Frauen, die da schreiben eigentlich, was ihre Männer sonst so machen? Also ich weiß, was meiner tut.

Wow – und ich dachte, dass wir in einem aufgeklärten Zeitalter leben. Wenn mein Mann zehn Jahre lang keinen hoch kriegen würde, wäre ich auch dankbar, mal zu einem Callboy gehen zu dürfen. Warum nicht? In diesem Kontext übrigens sehr interessant: Bei weiblichen Prostituierten denken alle sofort an Zwangsprostitution, bei Callboys ist davon nie die Rede. Anscheinend kann sich kaum jemand vorstellen, dass es auch Frauen gibt, die diesem Beruf freiwillig, gern und mit Lust nachgehen.

Aber zurück zu dem, um das es hier eigentlich geht.
Sehr viele Partnerschaften zerbrechen an einem zeitweise nicht mehr funktionierenden Sexualleben, einige gehen fremd, einige zu Sexdates oder zu Prostituierten – alles meist heimlich. Lug und Betrug ist die Folge. Die Beziehung wird vergiftet.

Libidoverlust bei Frauen ist ein sehr wichtiges Thema. Die Hälfte aller Frauen leiden in der Menopause darunter, ca. 80-90% der Frauen während der Hormonersatztherapie usw. Leider redet keine darüber. Niemand weiß, was sich wirklich dahinter verbirgt. Wer hat denn beispielsweise schon mal was von Scheidenverengung gehört?
Ähnliche Probleme beim Mann sind, vergleichbar dazu, häufig diskutierte Themen. Erektile Dysfunktion, Potenzschwierigkeiten, Impotenz, vorzeitiger Samenerguss, Erektionsprobleme… alles wird behandelt und besprochen – es gibt sogar viele akzeptierte Medikamente.
Versteht denn niemand, dass auch Frauen quasi „keinen mehr hoch kriegen können“? Neee – dann sind wir ja gleich „frigide“ ;-).

Es ist an der Zeit, darüber zu reden, was das überhaupt bedeutet – physisch und psychisch. Wir sollten darüber reden, wie Frau und Partner damit umgehen können, was man machen kann, welche Behandlungen, Cremes, Gels, Medikamente es gibt. 

Let’s talk about times of no Sex. 

7 Gedanken zu „Frau TV – Beitrag mit Hendrick und mir sorgt für Aufregung“

    1. So, ich habe es gelesen. Nichts an den Ausführungen ändert etwas an meiner Kritik und meinem Hinweis, die eigenen Ängste, den Partner an eine freiwillige Sexualpartnerin zu verlieren, ehrlich darzulegen, anstatt stumpf Prostitution zu verharmlosen. Es kritisieren dich dort Betroffene wie ich, nicht Menschen, die diese Situation nicht kennen. Ihr könnt nicht erwarten, dass die gesuchte Öffentlichkeit eine Echokammer ist. Weiterhin stößt die Art, wie dein Mann sich auch medial in den Vordergrund stellt, nun mal nicht nur auf positive Reaktionen. Es gibt unzählige Männer, die sich in einer derartigen Situation und sogar ganz ohne eine kranke Frau selbstverständlich um die Kinder und den Haushalt kümmern und nicht herausstellen müssen, das im Krankheitsfall getan zu haben.

      1. Amazonen - Uta Melles blog

        Liebe Nicole, verstehst Du denn nicht, dass ich selbst unter der Situation gelitten habe? Ich steh total auf Sex – aber kaum was ging. Jahrelang. Meine Sehnsucht danach wurde aber immer größer. Natürlich auch bei Hendrick. Wir haben allen probiert – das hat funktioniert.
        Zu der Prostituiertendiskussion: mein wunderbarer Mann würde niemals eine Dame besuchen, bei der auch nur der Hauch eines Verdachtes besteht, dass sie unfreiwillig handelt.
        Zur medialen Inszenierung: nein, Hendrick mag es überhaupt nicht, bei solchen Beiträgen mitzumachen. Ich finde es aber wichtig, beide Seiten zu zeigen.
        Natürlich gibt es unzählige Männer, die in einem solchen Fall selbstverständlich genauso handeln. Aber darf man nicht darüber reden, wenn man gefragt wird?

    2. Liebe Uta,
      Deine Lebensgeschichte hat mir von Beginn meiner Diagnose Mut gemacht und war eine Inspiration für mich. Ich hatte Gebärmutterkrebs und musste mir die Eierstöcke entfernen lassen. Genau wie du war ich von einem Moment auf den anderen in den Wechseljahren. Ohne Hormone, mit Anfang vierzig. Neben vielen anderen Symptomen hatte ich auch mit extremer Scheidentrockenheit und Hautverdünnung zu kämpfen. Die Ärzte haben auch nur Gleitcremes empfohlen, die nicht halfen. Sex machte einfach keinen Spaß mehr. Durch Zufall bin ich auf den Mona Lisa Laser gestoßen. Man muss die teuren Behandlungen leider bezahlen, aber die Schleimhaut wird dadurch wieder aufgebaut. Sex macht wieder Spaß, ich bin so glücklich darüber. Und gleichzeitig wütend, weil es eine Lösung für so viele still leidende Frauen geben könnte, die noch zu wenig bekannt ist und von den Krankenkassen nicht bezahlt wird. Dein Mann und du haben euren eigenen Weg gefunden, mit der Veränderung in eurer Sexualität umzugehen. Ich finde das großartig und zeigt, wie ehrlich ihr miteinander umgehen könnt und wie unverkrampft euer Umgang mit Sexualität ist. Die Menschen, die euch für euren Weg kritisieren, entlarven dadurch nur ihre eigenen schamhaften oder verkrampften Umgang mit Sexualität und verstecken das hinter einer verlogenen Moralvorstellung. Wenn sie selbst mit sich und dem Sex in ihrer Beziehung im reinen wären, könnte es ihnen doch egal sein bzw. im positiven Sinn neugierig machen, welchen Weg ihr für euch gefunden habt – auch wenn es nicht der ihre ist.
      Du machst ganz vielen Frauen Mut. Danke dafür.

  1. Durch die prüde Kirche, falsch verstandene Ethik, enge Gesellschaftsnormen und die damit einhergehende Verklemmtheit – was das Thema Sexualität betrifft – hast du da natürlich an einigen Tabu-Themen gerüttelt, die nur sehr schwer zu diskutieren sind. Schon gar nicht in den digitalen Medien, wo jeder Ahnungslose seine unmassgebliche Meinung – flankiert durch persönliche Beleidigungen – kundtun kann. Ich finde es grossartig, wie ihr mit dem Thema umgegangen seid. Und dass ihr so offen darüber sprecht. Chapeau! Das wird vielen betroffenen Beziehungen helfen und wieder Mut machen. Weiter so 👍

    1. Ich jedenfalls bin dir/euch schon mal sehr dankbar über so viel Offenheit… und auch diese Idee. Ich kenne etliche Paarbeziehungen, die genau aus deinen genannten Gründen auseinander gingen. Klar ist Sexualität nicht alles in einer guten Beziehung, gehört aber in den meisten Fällen dazu. Wenn man sich da für eine zeitlang machbare Alternativen überlegt, ist das eher förderlich als sonst was. Bei uns war dies auch lange Zeit ein schmaler Grad… hat aber dann doch irgendwann wieder geklappt und da spreche ich nur von ein- zwei Jahren und nicht acht… Ich verstehe auch die Frauen, die das nicht möchten, aber euch an den Pranger zu stellen, weil ihr das für euch und euren Weg gefunden habt, geht mal gar nicht. Wie schön, dass es für euch -auch durch eure Phantasie, Geduld und Toleranz- einen so schönen Weg gefunden hat. Liebe Grüße nach Berlin

Kommentar verfassen

Mehr

Beiträge: