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Chemo-Fototagebuch

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Chemo-Fototagebuch

Hier findet ihr eine Fototagebuch ab dem Tag meiner Operation, die Heilung meiner Mastektomienarben, die gesamte Chemozeit bis zur Eierstock-OP.
Warum ich die Fotos gemacht habe:
Rechtfertigen will ich mich nicht. Allerdings polarisiert mein Vorgehen, daher will ich meine Fotoalben erklären:
Angefangen hat alles mit einem Fotoshooting am 4.4.09, einen Tag nach meiner Diagnose. Ein wundervolles Geburtstagsgeschenk von Jackie Hardt welches eigentlich als „normales“ Geschenk geplant war, dann aber doch mehr Relevanz bekam, indem wir hier die letzten Aufnahmen meiner Brüste machten. Hier verlohr ich das erste mal meine Scheu vor der Kamera.
In mehreren Gesprächen ist mir dann aufgefallen, daß beim Thema Krebs doch gerne weggesehen wird. Zum Beispiel aufgeklärte Leute, die sagten, sie hätten eine Menge über das Thema gelesen und schon viel zu viele Fotos von brustamputierten Frauen gesehen, waren überrascht, daß die Brustwarzen auch amputiert werden. Das bedeutet doch, daß man dann ja wohl doch wegsieht, oder? Es handelt sich also um ein Tabuthema. Dies resultiert sicher aus dem Todesstigma und daraus, daß man sich vor Krebs nicht schützen kann. Er schleicht sich einfach ein. Das macht natürlich Angst. Was kann man da machen? Vorsorge ist die einzige Möglichkeit – Man darf sich nur nicht davor drücken – nur: niemand will daran erinnert werden, da sich dann sofort ein Schuldbewußtsein einschleicht: Es gibt sicher kaum jemanden, der Vorsorge konsequent betreibt. Wer kann das schon? Aber, ein Minimum muß nun mal sein. Abstrich und Abtasten kann jede Frau 2 x im Jahr einrichten! Eine Darmspiegelung alle 2 Jahre ist für jede Frau und jeden Mann auch im Rahmen des Möglichen! Darauf will ich Aufmerksam machen!
Es gibt ein Leben nach dem Krebs
Das Todesstigma ist auch ein grosser Punkt. Wenn ich ohne Mütze durch die Strassen gehe, lächeln mich nur wenige Menschen an. Die meisten fangen an zu tuscheln, sehen weg oder starren mich an. Oh Mann! Ich bin nicht tot! Ich mache die Chemo, um den Krebs zu besiegen. Danach will ich wieder ein normales Leben leben. Von den Menschen, die das akzeptiertieren oder verstehen, fühle ich mich unterstützt. Für Menschen, die nicht so hoffnungsvoll in die Therapie gehen, ist es natürlich noch schlimmer, wenn in der Gesellschaft die Meinung vorherrscht, daß man wenig Chancen hat.
Auch habe ich gehört, daß viele Menschen nach einer Chemo keine Arbeit mehr finden, da solche Vorerkrankungen bei einer Einstellung angegeben werden müssen und viele Arbeitgeber davon ausgehen, dass diese Menschen nicht mehr lange leben oder immer krank sind. Dem ist nicht so! Danach geht das Leben weiter. Also muss sich etwas im Denken ändern.
Um dafür Interesse zu wecken, gehe ich den Weg der Provokation. Polarisierungen werden diskutiert und es muss auf jeden Fall mehr über Krebs geredet werden, damit sich das Bild in der Gesellschaft ändern kann. Es ist nur ein kleiner Beitrag – aber: es ist einer. 
Tägliche Fragen beantworten
In all der Literatur über Brustkrebs habe ich nichts gefunden, was mich in der jetzigen Situation unterstützt. Zur Zeit zählt für mich nur der heutige Tag. Tag für Tag. All die Literatur, die ich gefunden habe, zeigt auf, was man in Zukunft machen kann. In der OP-, Narbenheilungs- und Chemozeit tauchen aber 1000 tägliche Probleme und Fragen auf. Warum habe ich plötzlich blaue Flecken, warum habe ich Beulen in der Wunde, meine Sinne verändern sich, meine Haut verändert sich, mein Rücken tut weh, ich habe Knochenschmerzen und und und … Tausende von den „Ist das normal“ Fragen. Da man ja nicht jedesmal zum Arzt fahren kann, ist es gut, wenn man einige dieser Fragen beantworten kann. Ich denke, dies tue ich ein wenig durch die Fotos. Auch der Narbenheilungsprozess kann so gut nachvollzogen werden. Ich habe diese Fotos mit kleinen Tagebucheinträgen, die in den Bildunterschriften zu finden sind, hier für betroffenen Frauen veröffentlicht. 

Ich erlebe zur Zeit eine unglaublich schöne Anteilnahme aus meinem Freundeskreis. Es ist unglaublich kräftigend, dies zu spüren. Allerdings fehlt mir oft die Kraft zum telefonieren, schreiben oder mailen. Durch meine Fotoalben habe ich die Möglichkeit, meine Freunde täglich zu informieren und meine Freunde können mir schreiben. Es ist wunderbar all diese Liebe gebündelt zu haben. Jeder Kommentar motiviert mich, die Kraft aufzubringen, diese tägliche Aufgabe weiterzuführen.
Als letztes merke ich noch an, daß ich viele der Fotos eigentlich ganz schön finde. Meine Narben heilen gut, die Glatze steht mir und ich habe komischerweise gar kein Problem damit, fotografiert zu werden oder mich zu fotografieren, was vorher der Fall war. Vielleicht ist es eine Art von Besonderheit oder Unverwechselbarkeit durch die Amputationen oder so – ich weiss es nicht. Egal welcher Grund – Egozentrisch oder wasweissisch – ich finde das Ergebnis gut und hoffe, daß ich später ein paar Leuten helfen kann, durch eine harte Zeit zu gehen oder die Brustamputationsentscheidung leichter zu treffen oder so.
Kommentare erwünscht.
Küsse von Uta
P.S. Für die Brustfotoalben sind nicht alle meine Freunde zugelassen. Wenn einer von den nicht zugelassenen Freunden Interesse hat, fragt einfach nach!
KEINE ANGST!

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